26.06.2015

Vierte Mittwochstour 2015


Trotz ein paar Nieselregentropfen starteten am 24. Juni 2015 14 tapfere Radfahrer zu einer anspruchsvollen 50-km-Cross-Rad-Tour. Der Nieselregen hörte alsbald auf. Die frischen Morgentemperaturen stiegen bis zum Nachmittag auf angenehme 16 Grad Celsius an. Als Bekleidungsordnung hat sich das sogenannte "Zwiebelprinzip" sehr bewährt.
Die Radtour folgte thematisch einigen Spuren der RAF im Ex-DDR-Bezirk Frankfurt (Oder).


Das waren unsere Tour-Etappenorte:
Brunnenplatz Frankfurt (Oder) - Ziegenwerder - Gr.-Müllroser-Str. 63a (Ehem. RAF-Wohnung) - Nuhnen - Lichtenberg - Vorwerk Lichtenberg - LSG Biegener Hellen (Elch-Stein) - Biegen - Hirsch-Denkmal - Schleuse Kersdorf - Ehem. Stasi-Objekt 74 (Forsthaus an der Spree) - Kersdorfer Schleuse - Hirsch-Denkmal - Bistro am ExpoPark - Jacobsdorf - Pillgram - Rosengartener Zwillingsstein - Frankfurt (Oder)


Ein Mitarbeiter vom Wasser- und Schifffahrtsamt Berlin führte uns durch das kleine Kanal-Museum an der Kersdorfer Schleuse:
Die Schleuse Kersdorf wurde 1891 als Einkammerschleuse (heutige Südkammer) mit einer nutzbaren Länge von 55 m in Betrieb genommen. 1914 folgte dann die Nordkammer. Beide Kammern wurden im Oberhaupt mit Klapptoren, im Unterhaupt mit Stemmtoren ausgerüstet. 1928 wurde das Stemmtor der Südkammer durch ein Hubtor ersetzt. Durch diese kostengünstige Maßnahme konnte die Schleuse 65 m-Schiffe aufnehmen.
Im Ergebnis verschiedener Voruntersuchungen wurde ab 2009 die Nordkammer grundhaft instandgesetzt und in Richtung Osten verlängert. Die Kammer erhielt eine nutzbare Länge von 115 m, die Breite von 9,80 m wurde beibehalten.
Für die Grundinstandsetzung wurden die maroden Schleusenkammerwände teilweise abgebrochen und neu aufbetoniert. Die Verlängerung erfolgte dann in Spundwandbauweise. Oberer und Unterer Vorhafen wurden entsprechend der verlängerten Schleuse ausgebaut und erhielten je eine Warte- und Koppelstelle für die Berufsschifffahrt sowie gesonderte Wartestellen für Sportboote. Am 05.09.2013 wurde die neue Nordkammer dem Verkehr übergeben. Gleichzeitig wurde vom Wasseramt das kleine Kanalmuseum fertig gestellt.

Forsthaus bei Briesen: Heimstätte für ehemalige Terroristen (RAF-Aussteiger)

Auf einem streng abgeschirmten Stasi-Anwesen im ehemaligen DDR-Bezirk Frankfurt (Oder), dem früheren "Forsthaus an der Flut" (Tarnbezeichnung "Objekt 74") in einem Wald bei Briesen, waren 1980 zehn RAF-Aussteiger nach ihrer von MfS und RAF gemeinsam organisierten Einreise wochenlang auf ihr bürgerliches Leben in der DDR vorbereitet worden. Als das Bundeskriminalamt (BKA) im Dezember 1980 ein Fahndungsplakat veröffentlichte, waren die Terroristen bereits in der DDR untergetaucht. Das Versteckspiel funktionierte, bis sich im Herbst 1989 die politischen Machtverhältnisse in der DDR veränderten und die "Schutzmacht" Stasi wegbrach.

Im Juni 1990, vor 25 Jahren, flogen die in der DDR untergetauchten Mitglieder der Rote-Armee-Fraktion auf: Am 14. Juni 1990 kam die Polizei auch nach Frankfurt (Oder) ins Haus Große Müllroser Straße 63a. Hier lebte in einer Vierzimmerwohnung das Ehepaar Winter mit seinem 8jährigen Sohn. Als die Polizei erschien, war der Koffer für den Jungen bereits gepackt: Horst Winter alias Ekkehard von Seckendorff-Gudent und Ehefrau Elke, hinter der sich Monika Helbing verbarg, hatten die Beamten bereits erwartet. Seckendorff-Gudent arbeitete damals als Leiter der Beratungsstelle für Alkoholkranke in der Gubener Straße, seine Ehefrau Monika Helbing als Rheuma-Fürsorgerin an der städtischen Poliklinik Frankfurt (Oder). Das Wohnhaus Gr. Müllroser Str. 63a (ein Würfelhaus in DDR-Plattenbauweise) wurde ungefähr im Jahr 2000 im Zuge des Stadtumbaus abgerissen. Heute ist dort eine kleine Wiesenfläche neben einem sanierten Altbau zu sehen.

16.06.2015

Eine Buch-Empfehlung

Angeregt durch ein Gespräch mit Harald Hauswald am 31.05.2015 habe ich vor ein paar Tagen mal wieder die Homepage der Bundeszentrale für politische Bildung besucht.
Gefunden und bestellt habe ich dort sowohl die DVD über den Fotografen Harald Hauswald (www.bpb.de/radfahrer) als auch das Buch "Die DDR - Eine Geschichte von der Gründung bis zum Untergang" - Autor: Stefan Wolle.

Investiert habe ich dafür relativ wenig:
- die Hauswald-DVD kostete 4,50 Euro;
- das über 1.300 Seiten dicke DDR-Buch kostete 7 Euro;
- die Versandkostenpauschale betrug 4,60 Euro.


Nach den ersten 100 gelesenen Seiten bin ich bereits überzeugt: Diese Investition hat sich gelohnt. Der Autor Stefan Wolle, der übrigens als "gelernter DDR-Bürger" zufällig auch in Frankfurt (Oder) wohnt, schrieb sein Buch mit einem sehr gut lesbaren, erfrischend ironisch geprägten Stil.

Es besteht aus diesen drei Teilen:
  1. Der große Plan (Alltag und Herrschaft in der DDR 1949 - 1961)
  2. Aufbruch nach Utopia (Alltag und Herrschaft in der DDR 1961 - 1971)
  3. Die heile Welt der Diktatur (Herrschaft und Alltag in der DDR 1971 - 1989)
Wer sich 25 Jahre nach dem Untergang des "Retortenbabys" DDR - dem "Homunculus sovieticus" (Ausdruck von Pjotr Abrassimow) - mit der "nicht lebensfähigen historischen Missgeburt aus asiatischer Despotie und preußischem Militarismus" (Stefan Wolle) auf eine unterhaltsame Art und Weise auseinander setzen möchte, kaufe dieses kenntnisreiche Buch. Das Lesen könnte für viele "Ossis" und "Wessis" sowohl Provokation als auch Erleuchtung sein.

Zitat aus "Der große Plan" - Seite 77 und Seite 78:
"Es muß demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben". Dieses Diktum gehört zu den bekanntesten Aussprüchen Walter Ulbrichts. ...
Die SED hatte zwar alles in der Hand, aber es sah keineswegs demokratisch aus. Im Grunde war es von Anfang an eine Illusion der Kommunisten, irgendwer könnte dem Wolf glauben, er sei zum lieben Mütterchen der kleinen Geißlein geworden, nur weil er einen Sack voll Kreide gefressen hat. Im Grunde kam es darauf auch gar nicht mehr an.
Spätestens seit 1948 konnte und sollte jeder sehen, dass die SED überall das letzte Wort hatte. Mit der exekutiven Gewalt der sowjetischen Besatzungsmacht im Rücken beherrschte die Partei die Verwaltung, die Polizei, die Wirtschaftsbetriebe, die Kommunaleinrichtungen und Landtage, die Bildungseinrichtungen, die Massenorganisationen, die Blockparteien und das Kulturleben.
Die im Oktober 1949 gegründete Deutsche Demokratische Republik war kein Staat, der von einer Partei dominiert wurde, sondern eine Partei, die sich aus den Trümmern der Geschichte einen Staat zusammengebastelt hatte. In gewisser Weise entsprach das sogar der marxistisch-leninistischen These vom Staat als dem Machtinstrument der herrschenden Klasse, nur dass es bei dieser Klasse keineswegs um das Proletariat oder gar die Werktätigen ging, sondern um eine fremdbestimmte Clique von Funktionären.

04.06.2015

Radtour nach Swiebodzin

Am Mittwoch, den 03. Juni 2015, starteten wir, Frank K. und ich, unsere anspruchsvolle Radtour kurz nach 08 Uhr in Frankfurt (Oder). Nach 90 Radkilometern erreichten wir ohne Panne um 14.30 Uhr unser Ziel: die Christus-Statue in Swiebodzin (siehe unten).

Das waren unsere Etappenorte:
Frankfurt (Oder) - Grenzbrücke - Stadion Slubice - Neuer Radweg bis Kunowice - Landstraße in Richtung Rzepin - Nowe Biskupice - Gajec - Rzepin - Sandiger Waldweg bis Tarnawa - Schottriger Feldweg bis Bielice - Weiter auf asphaltierter Landstraße: Bobrowko - Przeslice - Kownaty - Grabow - Walewice, dahinter weiter auf sandigem Feld- und Waldweg vorbei an der Siedlung Rakow bis zur Brücke über der Pliszka - Ansteigende lange Kopfsteinpflasterstraße bis zur asphaltierten Landstraße - Lagow (Mittagessen: Tomatensuppe mit Nudeln und Weißbrot) - Steile Landstraße in Richtung Zelechow - ruppige Landstraße nach Bucze und Lubrza - gut ausgebaute Landstraße bis Swiebodzin - Fotosession im Swiebodziner Stadtzentrum - Fotosession an der Christus-Statue - Bahnhof Swiebodzin.
Wer meinen GPS-Track sucht, findet ihn in diesem GPS-Portal:

» GPS-TOUR.INFO «   


Bitte auf Bilder klicken = Originalgröße!

Nach der notwendigen Fotosession vor der Christus-Statue hatten wir noch genügend Zeit für eine leckere Pizza und ein kühles Belohnungsbier im Swiebodziner Stadtzentrum. Ab 16.30 Uhr transportierte uns der polnische Regio-Express "SCHMIDT" 69 Kilometer nach Westen bis zum Slubicer Bahnhof. Von dort legten wir ab 17.20 Uhr unsere letzten 7 Radkilometer in Richtung Frankfurt (Oder) zurück. Somit beträgt die Gesamtstrecke von meiner Haustür am Morgen bis zurück zur Haustür am Abend zirka 97 Kilometer!

Linkes Foto: Denkmal für » Czesław Niemen


Tour-Statistik:
• 90 Rad-Kilometer vom Frankfurter Zentrum bis zur Christus-Statue in Swiebodzin
• Durchschnittgeschwindigkeit ca. 18,25 km/h
• Netto-Fahrzeit ohne Pausen: 5 Stunden
• Brutto-Fahrzeit mit Pausen: 6,5 Stunden
• Zloty für 69 Kilometer vom Bahnhof Swiebodzin bis zum Bahnhof Slubice: 20,90
• Zloty für die Fahrradkarte: 7,00

01.06.2015

Rund um den Werbellinsee

Ein sehr persönlicher Veranstaltungstermin in Altenhof war Anlass, mein lang geplantes Radprojekt "Umrundung »Werbellinsee" endlich zu realisieren.
Am Sonntag, den 31.05.2015, startete ich gegen 09 Uhr mit der Regionalbahn RB60 von Frankfurt (Oder) zum Bahnhof Niederfinow. Dort begann ich um 10.30 Uhr mein Radprojekt. Insgesamt radelte ich an diesem Tag 70 Kilometer.


Dies ist die Strecke, die ich vorher mit der GPS-Software »Routeconverter geplant habe:

Bahnhof »Niederfinow - Treidelweg (»Oder-Havel-Radweg) - Eberswalde - Finow (»Goldschatz) - Finowfurt - Langer Grund - Eichhorst - »Askanierturm - Wildau - Radweg "Berlin-Usedom" - Joachimsthal - »Biorama-Aussichtsturm - Östlicher Uferpfad (größtenteils unbefahrbarer Wander- und Kletterpfad - Achtung: KEIN Radweg!) - »Altenhof - Haus Arton - Buckow - Lichterfelde - Eberswalde.




Ins Haus Arton (»www.haus-arton.de) in Altenhof (Werbellinsee) lud an diesem Sonntag (31.05.15) Wolfram Arton ein zu einem Gespräch mit dem Berliner Fotografen »Harald Hauswald. Das Gespräch fand dort statt im Rahmen der Hauswald-Ausstellung "Ruinen schaffen ohne Waffen - Fotografien von 1978-1989". Nach 50 Radkilometern erreichte ich rechtzeitig das Anwesen von Wolfram (siehe Foto). Wir kennen uns durch unsere gemeinsame Studienzeit seit 1977.
Am Beginn der Veranstaltung zeigte Wolfram den Kurzfilm "Radfahrer" von Regisseur Marc Thümmler, der die Überwachung des Fotografen Harald Hauswald durch die DDR-Staatssicherheit spiegelt. Informationen über diese DVD bietet die Webseite »www.bpb.de/radfahrer. Nach der Filmvorführung entwickelte sich ein lockeres Gespräch mit Harald Hauswald über seine Fotos, über seine und unsere Geschichten - damals in der DDR.
Bei Kaffee und Kuchen, Bier und Saft tauschten wir auf der Terrasse unsere Erinnerungen von damals und unsere Erfahrungen von heute aus.
Mit der Zugfahrt von Eberswalde nach Frankfurt (Oder) endete meine Radtour.

Folgenden wichtigen Hinweis gebe ich hier an Radfahrer, die meine GPS-Strecke als Orientierung rund um den Werbellinsee nutzen wollen: Auf dem östlichen Uferabschnitt des Werbellinsees zwischen "Voigtswiese" und der "Europäischen Jugenderholungs- und Begegnungsstätte" existiert KEIN Radweg, sondern ein fast unbefahrbarer Kletter- und Wanderpfad - ungeeignet also für Radfahrer! Ich habe mein Cross-Rad dort teilweise nur tragen können oder geschoben und rate deshalb davon ab, diesen Pfad mit Rad zu benutzen - besser geeignet ist die parallel verlaufende asphaltierte Joachimsthaler Straße!

Tourstatistik:
- 70 Kilometer von Niederfinow rund um den Werbellinsee nach Eberswalde
- Bahnkosten: 23 Euro für Hin- und Rückfahrkarte, 6 Euro für die Radtageskarte